Zum Thema Grenzen setzen und wahrnehmen gibt es sehr unterschiedliche Auffassungen. Das liegt einerseits am Kontext – handelt es sich um eigene oder um Grenzen für andere oder von anderen – anderseits kommt es auf die Auffassung an, ob diese die persönliche Freiheit ermöglichen oder einschränken.
In diesem Artikel wird es um persönliche Grenzen gehen und kleiner Spoiler: Ich persönlich empfinde Leichtigkeit und Freiheit, wenn ich Klarheit über diese gewinne. Ist das Thema spannend für dich? Dann lies weiter und lass mir gerne einen Kommentar dar:
Herausforderung Grenzen setzen
Viele Menschen sagen, dass ihnen Grenzen setzen nicht leichtfällt. Häufig treten folgende oder ähnliche Gedanken auf:
- Kann ich dazu nein sagen?
- Kann ich sagen, dass ich keine Zeit habe, weil ich Zeit für mich benötige?
- und und und
Weil „man“ sich so nicht verhält, sind viele Menschen es nicht gewohnt ihre Grenzen zu setzen. Die gesellschaftlichen Normen geben vor, wie sich normalerweise Menschen benehmen oder benehmen „sollten“. Das wird meist schon früh gelernt. Daraus resultiert häufig, dass das eigene Bedürfnis zurückgestellt wird. Noch schlimmer, das eigene Bedürfnis wird als komisch oder fehlerhaft deklariert, weil es bei andern nicht so zu sein scheint! Mit diesem komischen Gefühl geht einher, dass keine klare Grenze, keine klare Haltung gegeben ist.
Deine Grenzen setzen
Ich denke, hier wäre ein Mindshift hilfreich. Es muss nicht schwarz und weiß sein. Nein falsch: Es ist nicht schwarz und weiß! Viele gesellschaftliche Konventionen sind hilfreich und stützend für eine Gesellschaft. Und trotzdem dürfen wir hinsehen, wo Konventionen uns sehr beschneiden. Wo unsere Individualität und unsere persönlichen Bedürfnisse nicht erfüllt werden können. Denn meistens ist es doch so, dass niemand anderes Schaden nehmen würde, wenn wir uns erlauben mehr zu sein, wie wir selbst sind (ob wir früh von Partys weggehen, keinen Alkohol trinken, gerne nur wenige Menschen treffen, keinen Anzug auf Festlichkeiten tragen, nicht umarmt werden wollen usw.).
Vermutlich würde eine Verhaltensänderung oder klar gezogenen Grenzen anfangs zu Irritationen führen. Letztendlich aber eine Befreiung für einen selbst und für andere sein. Anderen wird es vermutlich ähnlich gehen, wenn auch gegebenenfalls auf anderen Gebieten. Die Irritation kann wachrütteln und Veränderung ermöglichen! Diese Menschen bekommen dadurch, dass sie sehen, dass es anders gehen kann Mut und haben ein Vorbild.
Für die Gesellschaft wäre es somit ein Vorteil und kein Nachteil. Denn, wenn alle mehr bei sich selbst sind, sind sie ausgeglichener. Dadurch sind sie zufriedener, können ihr Potenzial mehr Leben und geben der Gesellschaft somit viel mehr zurück.
Ich vermute übrigens viel mehr, dass nicht das Problem das Grenzen setzen ist, sondern das Grenzen wahrnehmen. Denn wenn die eigenen Grenzen häufig genug nicht angenommen oder übergangen wurden – das passiert meist schon in der Kindheit -, werden diese später meist gar nicht mehr früh wahrgenommen, weil sie nicht ernst genommen werden. Sie sind nicht eindeutig, auch wenn vielleicht ein Hauch von Idee über die Grenze gegeben ist.
Das bedeutet auch, dass die eigenen Bedürfnisse zum Teil nicht befriedigt werden. Unzufriedenheit macht sich breit. In dem Stadium muss meist nur noch eine Kleinigkeit passieren und die gesamten aufgestauten Emotionen platzen heraus. Dann wird es eventuell geschafft eine Grenze zu ziehen, aber viel zu spät und nicht mehr in einer ausgeglichenen und souveränen Art und Weise. Diese Art der Grenzziehung wird häufig von anderen Personen nicht gut oder überhaupt nicht akzeptiert. Oder es wird weiterhin keine Grenze gezogen und die Opferrolle eingenommen. In beiden Fällen bleibt die Unzufriedenheit, das „nicht-gesehen-werden“.
Prägung von Grenzüberschreitungen in der Kindheit
Tatsächlich lernen Menschen dieses Gefühl des nicht-gesehen werden und der Grenzüberschreitung meistens schon sehr früh in ihrem Leben kennen. Die Grenzen von Kindern werden häufig nicht ernst genommen oder übergangen. Die Erwachsenen haben „den Plan“ und setzen die Maßstäbe an und ihren Zeitplan um. Dadurch wird das Gefühl einer klaren Grenze für die Kinder immer schwammiger, bis diese nicht mehr gut wahrgenommen wird. Damit möchte ich nicht plädieren, dass Kinder alles vorgeben sollen, sondern viel mehr, dass ein authentischer Austausch zwischen Menschen – egal welchen Alters – wichtig ist. Durch einen aufrichtigen Austausch über die Bedürfnisse, Erwartungen und Werte können kreative Lösungen gefunden werden und es wird echte Verbindung geschaffen. Wichtiger als die „richtige“ Lösung, ist das gesehen und geschätzt werden. Auch das gilt für groß und klein. Dann ist Kooperation und ein Miteinander viel leichter möglich.
Grenzen wahrnehmen
Für mich liegt der Schlüssel im Expertentum für sich selbst. Was meine ich damit? Wenn Klarheit darüber besteht und angenommen wird, was dich ausmacht, was du brauchst, welche Werte dir wichtig sind, dann kannst du eine klare Haltung einnehmen und diese klar kommunizieren.
Wenn dir deine Werte und Bedürfnisse, welche sich im Laufe des Lebens ändern können und dürfen, klar sind, sind es auch deine Grenzen.
Ich weiß, es gibt immer wieder neue Situationen und Herausforderungen, welche noch nicht erlebt wurden und eine Haltung gegebenenfalls gefunden werden muss. In solchen Momenten kann Grenzen setzen schwer sein. Na klar, weil diese noch nicht bewusst bzw. eindeutig ist. Ärgere dich in solchen Situationen nicht. Nimm sie an und sieh die Chance deine Haltung zu finden, zu wachsen und nächstes Mal souverän deine Grenze zu behaupten. An der Situation kannst du nichts mehr ändern und du kannst es als Möglichkeit sehen, näher zum „Selbst ohne Filter“ (ganz du, ohne limitierende Glaubenssätze) zu kommen.
Das geht um so leichter, wenn dir im Großen und Ganzen deine Bedürfnisse und Werte bewusst sind und du im guten Kontakt mit dir selbst bist. Dann kannst du auf neue Herausforderungen schauen und wahrnehmen, was dir wichtig ist und wo du Grenzen setzen möchtest. Mit dieser inneren Klarheit kannst du Grenzen viel souveräner und authentischer ziehen. Diese werden meist auch ohne Irritationen von anderen eingehalten.
Vielleicht hilft dir auch…
Grenzen werden für sich selbst gezogen und nicht gegen andere Personen!
Zusammenfassend möchte ich sagen:
- Grenzen sind da, egal ob sie dir bewusst sind oder nicht. Es lohnt sich diese auszuloten. Sobald du Klarheit darüber gewinnst, kommst du in mehr Leichtigkeit.
- Gesellschaftliche Konventionen und Erziehung haben Grenzen gesetzt. Diese sind vielleicht nicht deine eigenen und du darfst genau hinschauen, welche Grenzen zu dir gehören, welche du nicht „verteidigen“ möchtest und welche du zusätzlich ziehen möchtest.
- Ein Leben lang lernen wir und entwicklen uns weiter. Wir befreien uns von Glaubenssätzen, kommen näher zum Selbst ohne Filter. Nehmen Haltung ein. An vermeintlichen Fehlern wachsen wir und das gehört zum Leben dazu.
- Richtige Verbindung zu uns und zu anderen entsteht, wenn wir echt sind. Mit Haut und Haaren, mit Talenten, Bedürfnissen, Werten, Marotten und Grenzen. Lasst uns hinsehen, mutig sein, offen sein und uns selbst zum Strahlen bringen.
Alles Liebe
Annika
Wenn du dich auf deinen Weg zu mehr Klarheit begeben möchtest und dir eine Begleitung wünscht, ist mein 1:1 Coaching „Zum Selbst ohne Filter“ etwas für dich.
Falls du Lust bekommen hast, bei dir genauer hinzusehen, kannst du gerne meinen online Kurs „Weil du kein Hamster bist“ buchen. In diesem geht es um Bedürfnisse, Werte, Grenzen und innere Antreiber. Das ist eine wunderbare Basis, um Klarheit zu erlangen.